Fotobuch gestalten
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Zur FotobuchsoftwarePeter Gassner
geboren am 30. August 1961
in Pößneck
gestorben am 15. Januar 2022
in Anger
Waldfriedhof Paracelsus Wiese
Baum 12
Mein Papa ist in Ostthüringen, in einem kleinen Dorf zwischen Jena und Hof, am Rand des Thüringer Waldes und den Saale-Talsperren aufgewachsen. Sein Vater war Stellmacher oder Wagner und später Tischler, seine Mutter war Sekretärin an der Schule.
Er war der jüngste von drei Geschwistern. Anders als seine beiden Schwestern ist er bei den Großeltern väterlicherseits aufgewachsen, da seine Mutter früh verstorben ist. Mein Vater hat immer sehr viel und sehr stolz von seinen Großeltern und ihrer Herkunft erzählt. Sie waren Donauschwaben, die im Jahre 1947 mit ihrem Sohn nach Deutschland kamen.
Wie er als Kind war, beschrieb mein Vater so: "Ich war so wie ich jetzt auch bin. Ruhig, größer und schwerer als alle anderen."
Während er sich nach eigenen Aussagen nur wenig verändert hat, war sein Wohnort alles andere als konstant. Mein Vater ist in seinem Leben sehr oft umgezogen. In dem kleinen Dorf allein hat er an drei verschiedenen Orten gewohnt. Zuletzt als Teil einer großen Patchwork-Familie in einem Thüringer Bauernhaus. 1980 ist er dann ausgezogen und begann sein Zahnmedizinstudium (1980-85) in Budapest. Dort hat er meine Mutter kennengelernt. Sie heirateten 1986 und angeblich war die Party großartig. Zeitzeugen sprechen heute noch darüber.
Es dauerte noch fast ein halbes Jahr, bis er nach Ungarn auswandern durfte. Wie er uns später erzählt hat, war es eine der größten Herausforderungen für ihn, aus der DDR rauszukommen, ohne anderen zu schaden oder unaufrichtig zu sein.
Zwei Jahre vergingen und ich wurde geboren. Er wurde Vater. Wir lebten noch einige Jahre in Ungarn und zogen 1990 nach Bayern. Seit Februar 1994 hatte Papa seine eigene Praxis in Freilassing. Es waren Jahre mit Höhen und Tiefen die er und meine Mama als starkes Team gemeistert haben. Sein Beruf hat ihm Spaß bereitet und mit Sinn erfüllt. Er hat immer darauf geachtet über die neuesten Entwicklungen Bescheid zu wissen und fortschrittliche Methoden anzuwenden.
In dieser Zeit kam dann auch meine Schwester Sofia zur Welt (1996). 8,5 Jahre nach mir sah diese schon ganz anders aus und unser Leben hatte sich beruhigt. Wir verreisten viel, waren ständig unterwegs und meine Eltern bauten 2006 ein Haus.
Im November 2019 erhielt mein Vater eine Krebsdiagnose. Seine Krankheit hat viel Leid und Trauer mit sich gebracht, aber auch sehr schöne Momente der Gemeinsamkeit geschaffen. Ohne sie hätte ich nie sehen können was für ein freudestrahlender Mensch er ist. Ohne ihn würde ich niemanden kennen, der eine Krankheit so rücksichtsvoll gegenüber seinen Mitmenschen ertragen hat. Niemanden, der trotz allem Leid noch blödeln und lachen kann.
Eine seiner heiligen Thesen, die er nicht müde wurde, uns in Erinnerung zu rufen war: "Die Welt ist nicht schwarz und nicht weiß." Ich denke es ist in seinem Sinne, wenn wir uns auch so an ihn erinnern mit einem schönen, tiefgründigen, menschlichen Bild mit all seinen Grautönen.
Anna Gassner - mit Hilfe ihrer Schwester Sofia